Gespräch mit Eckhard Friedrich, Gründer der Verlage Comic Club Hannover und Bildschriftenverlag Hannover. Das Interview entstand am Rande des Comic-Salons Erlangen 2014.
Der BSV hat das Ziel, ab der Nr. 207 alle bisher noch nicht in Deutschland erschienenen „Illustrierten Klassiker“ herauszubringen, inklusive der Special Issues (z. B. „Der Erste Weltkrieg“ und „Der Zweite Weltkrieg“). Parallel dazu gibt es auch eine Sonderbandreihe mit Mythen, Sagen und Legenden aus aller Welt. Darüber hinaus werden Werke von bekannten Comic-Künstlern publiziert, die in Deutschland in dieser Form noch nicht erschienen sind, z. B. Don Lawrence und Frank Frazzetta.
(C) Eckhard Friedrich.
Bernhard Maas (li.) und Eckhard Friedrich mit ihren „Illustrierten Klassikern“.
Du bist vom Comic-Report als „Szene-Urgestein“ bezeichnet worden. Seit wann bist du in der Comic-Szene aktiv?
Ich bin seit 1975 als Sammler aktiv – wahrscheinlich besitze ich die größte Sammlung Norddeutschlands – und seit 1985 auch als Herausgeber. Damals habe ich den Verlag „Comic Club Hannover“ (CCH) gegründet. 2001 habe ich den Bestand des CCH an Bernhard Maas übergeben, weil ich beruflich anderweitig sehr eingespannt war, und seit 2012 bin ich mit meinem neu gegründeten Bildschriftenverlag Hannover (BSV) wieder als Verleger tätig.
Kannst du ein bisschen über das Programm der Verlage erzählen?
Das erste Projekt des CCH waren die „Spione der anderen Erde“. Die Serie war ursprünglich in den 50er Jahren als Zeitungsstrip in der BILD-Zeitung erschienen. Ziel war, alle Streifen, die in Deutschland erschienen waren, als Piccolos neu herauszugeben, und das war 1991 dann mit Erscheinen der Nr. 70 auch geschafft!
In dieser Richtung – Action & Nostalgie – hat der CCH dann weitergemacht; mit der Herausgabe gesammelter Zeitungsstrips, häufig im Piccolo-Format, und mit Nachdrucken von Heften untergegangener Verlage. Auch Funnys haben dazu gehört, z.B. die Reihe „Herlock Sholmes & Co.“.
Das alles habe ich nebenher betrieben, neben meiner eigentlichen Arbeit als Lehrer. Während meiner zehnjährigen Tätigkeit als Schulleiter musste das Comic-Herausgeben dann etwas zurückstehen. Nun, wo ich pensioniert bin, kann ich mit dem „Bildschriftenverlag“ eigenen Träumen wieder ein bisschen nachgehen. Seit 2012 führe ich die Heftserie „Illustrierte Klassiker“ fort, d.h. diejenigen Hefte ab der Nr. 207, die in Deutschland bisher nicht erschienen sind. Bisher erschienen sind die Hefte bis zu Nummer 220, plus die Sonderbände „Der Schatz der Nibelungen“ und „Siegfrieds Rache“, außerdem als Extras „Der Erste Weltkrieg“ im Paperback und die „Don Lawrence Western“ als Album.
Du hast also 2 Verlage gegründet und bist seit 30 Jahren im Geschäft. Wie hat sich die Comic-Szene in Deutschland in den letzten 30 Jahren aus deiner Sicht verändert?
Es gibt heute eine enorme Vielfalt! Das ist ein viel stärkeres Angebot als in den 80er Jahren, und es sind auch viele sehr gute Sachen dabei. Früher z.B. habe ich bei solchen Veranstaltungen wie dem Comic-Salon alles gekauft, was neu erschienen war – das kann ich heute nicht mehr machen, dann wäre ich pleite (lacht)!
Der Markt ist also viel mehr in die Breite gegangen. Das hat aber auch zur Folge gehabt, dass die einzelnen Auflagenzahlen stark zurückgegangen sind – heute gilt es als Erfolg, wenn jemand 500 Stück von einem Titel verkauft, dafür hätte man sich früher nicht bewegt! Und trotzdem – auch Auflagen von 1000 Stück sind nicht genug, um davon leben zu können.
Es gibt aber auch eine Sache, die gleich geblieben ist, denn seit den 80er Jahren höre ich eigentlich immer, der Comic-Markt ist in einer Krise. Daraus ergibt sich wohl die Frage, wie man Krise eigentlich definiert!
Wie siehst du denn dann die Zukunft des Comic-Marktes in Deutschland?
Die heutige „Krise“ des Comic-Marktes besteht wohl in der Befürchtung, dass man vom Buch wegkommen könnte, das hört man heute überall. Ich denke aber, dass für viele Sammler und Leser vor allem das Haptische den Reiz des Comics ausmacht, also dass man das Papier, die Zeichnungen ganz konkret anfassen kann. Daher glaube ich, dass der Comic in Buchform bleiben wird.
Die Auflagen werden aber wohl noch ein bisschen weiter runtergehen, dafür wird das Angebot breiter; und die Qualität wird immer besser!
Im Vergleich mit anderen Ländern ist der Comic aber immer noch ein Nischenprodukt in Deutschland, und für viele Leute nach wie vor einfach gleichzusetzen mit „Micky Maus“.
Du sagst, auch vom Verkauf einer Auflage mit 1000 Stück könne man nicht leben, und du selbst hast die Verlegertätigkeit immer nebenher betrieben, neben einem eigentlichen „Brotberuf“. Kann man denn überhaupt etwas damit verdienen?
Die Ausgaben und Einnahmen halten sich bei mir ziemlich die Waage, es kommt finanziell nicht so viel dabei heraus, zum Leidwesen meiner Frau (lacht). Aber es ist eine Erfüllung, das fertige Produkt in den Händen zu halten – und die Freude darüber mit anderen zu teilen!
Man sollte sich fürs Comicmachen natürlich nicht ruinieren, aber ein bisschen Idealismus ist immer mit dabei!
Eine Herausforderung besteht auch darin, eine gute Druckerei zu finden. Wie ist dir das gelungen?
Meines Wissens kann man solche Projekte wie die „Illustrierten Klassiker“ in Deutschland nicht gewinnbringend im Offsetverfahren drucken. Ich habe gute Erfahrungen mit Druckereien in Polen und Litauen gemacht, und mit Hilfe des Internet ist ja auch der Datentransfer kein Problem mehr heutzutage.
Qualität spielt für mich generell eine große Rolle! Deswegen lasse ich auch alles im Offset-Verfahren drucken. Hinzu kommt, dass ich ja aus der Sammler-Szene komme, und der Reiz des Sammelns liegt eben darin, dass so eine Auflage irgendwann vergriffen ist und man nicht mal eben schnell 20 Exemplare per Digitaldruck nachdrucken kann.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Interview führte Sylvia Marquardt.
Weitere Informationen gibt es auf folgenden Webseiten:
Comic Club Hannover und Bildschriftenverlag Hannover
Comicguide über den Bildschriftenverlag Hannover