Heute wird es wieder einmal Zeit für eine meiner gewohnt tiefsinnigen Rezensionen über den Hamster in der Weltliteratur. (Bestimmt stünde es besser um selbige, wenn überhaupt erst mal mehr Hamster vorkämen!) In den späten 1970ern erschien Chris Oberhuemers „Lieber kleiner Hamster“, das in zahlreichen Exemplaren – man findet sie heute noch reichlich im modernen Antiquariat – in die Kinderzimmer verbreitet wurde. Und damit auch gleich jede Menge Falschheiten über das wahre Wesen des großen Goldhamsters!
Alleine schon, dass die beiden menschlichen Hauptpersonen zwei Hamster in einen Käfig stecken, entbehrt natürlich jeglicher Grundlage – der wahre Nager meditiert schließlich am liebsten alleine! Dann diese Handlung: Den beiden Hamstern wird langweilig, und die Lösung besteht darin, dass man ihnen – einen dritten dazusteckt. Zoff ohne Ende sollte jeder realistische Nagerfan hier erwarten – aber nein: „Friedlich sitzen die drei Hamster in ihrem Käfig und spielen mit Salatblättern“, so steht es dort doch wahrhaftig zu lesen! Zum Glück in Schreibschrift, und da habe ich mir nagen – nein, sagen lassen, dass die heutigen Grundschüler diese Schrift zum großen Teil gar nicht mehr beherrschen. Zum Glück! Denn die Illustrationen im Buch, die unsereinen als putzige Grinsebacken darstellen, machen das Ganze auch nicht besser. Hier also mein Fazit: Ein glatter Verriss! Lest lieber meine Abenteuer mit dem Tötlëgër – realistischer geht’s kaum noch, schließlich war ich da selbst dabei!
Zitat aus: Chris Oberhuemer, Lieber kleiner Hamster, Franz Schneider Verlag 1977, S. 60